Der Beitrag beleuchtet – unter dem Blick auf die Söhne Davids und ihre konfliktreichen und komplexen Geschichten mit ihm – die widersprüchliche Gestalt des biblischen Königs, über dem „der Geist des Herrn war“, dessen Leben dennoch immer schon das Scheitern innewohnt. Die Söhne erscheinen nicht als geliebte Kinder, sondern fast ausschließlich als Objekte, deren Existenz und Handeln dem Vater nützen oder schaden. Zwei Totenklagen – um das Kind Batsebas und um Abschalom – bilden die emotionalen Ausnahmen, wobei David gerade in der Trauer um Abschalom seine Beru-fung als König verfehlt. Abschließend wird die paradoxe Entwicklung reflektiert, dass David trotz Schuld und Versagen und familiärer Tragödien zur messianischen Leitfigur wurde, deren Nachleben in jüdisch-christlicher Tradition bis heute fortwirkt.
Prof. em. Dr. Rainer Kampling
war von 1992–2022 Professor für Biblische Theologie /NT am Seminar für Katholische Theologie der Freien Universität Berlin.