Ein Apostolisches Schreiben in kritischer Relecture
Abstract: H|D 77 (2023) 239–245
Erwartungsvoll begrüßt, hält das Apostolische Schreiben Desiderio Desideravi von Papst Franziskus weniger und anderes als seine Adresse an das „Volk Gottes“ verspricht. Eine kritische Analyse zeigt: Nicht die überfällige liturgische Bildung aller „lieben Schwestern und Brüder“ steht im Fokus, sondern die durch eine – hier betont sinnliche – ars celebrandi geformte („gebildete“) Spiritualität des Klerus, dem immer noch die eigentliche Mittlerrolle im liturgischen Geschehen zugeschrieben wird. So wird auch das für die gottesdienstliche Kommunikation unentbehrliche Symbolverständnis zwar allen Feiernden ans Herz gelegt, wirklich relevant erscheint es allerdings nur in Verbindung mit dem Handeln des Priesters. Sechzig Jahre nach Sacrosanctum Concilium ein für „gläubige Laien“ enttäuschendes Dokument.
Mag. DDr. Ingrid Fischer
arbeitet als Programmleiterin bei den Wiener Theologischen Kursen, AKADEMIE am DOM. Seit 2014 ist die Liturgiewissenschaftlerin Mitglied in der Redaktion von Heiliger Dienst.
Predrag Bukovec
Anders abgebogen
Wort-Gottes-Feier zwischen Konzilsanliegen und Rezeption
Abstract: H|D 77 (2023) 224–234
Die von den Konzilsvätern angeordnete Einführung der Wort-Gottes-Feier als neues liturgisches Format hat im deutschsprachigen Raum bis heute eine spannende Entwicklung genommen. Im Rückblick gleicht das Bemühen, dem Wort Gottes eine angemessene liturgische Realisation zu geben und zugleich eine Ersatzform für die sonntägliche Gemeindemesse zu finden, der Quadratur des Kreises. Die nachkonziliare Eigendynamik findet in kleinen Schritten wieder zurück zur ursprünglichen Intention. Der Beitrag schaut einerseits zurück auf das Erreichte und identifiziert andererseits Desiderate mit Blick auf die Zukunft.
Dr. Dr. Predrag Bukovec
ist Assistenzprofessor am Institut für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie an der Katholischen Universtität Linz und Redaktionsmitglied von Heiliger Dienst.
Peter Spichtig
ZWISCHENRUF: Wo sind die wirklich neuen Kirchenräume?
Abstract: H|D 77 (2023) 219–223
Der Beitrag lädt die Leserinnen und Leser und – allen voran – P. Winfried Bachler OSB, dem der beitrag gewidmet ist, auf einen imaginären Spaziergang durch einen typischen modernen Kirchenbau ein und weist dabei auf einige blinde Flecken hin.
Pater Peter Spichtig OP
ist Sekretär der Liturgischen Kommission der Schweizer Bischofskonferenz, fachlicher Mitarbeiter im Liturgischen Institut in Freiburg i. Ue. und Oberer der Dominikanergemeinschaft in Zürich.
Peter Planyavsky
THESAURUS MUSICAE SACRAE
Verschiedene Blickwinkel
Abstract: H|D 77 (2023) 211–218
Die Liturgiekonstitution (SC 112 u. 114) spricht vom Schatz der überlieferten Musik. Der Beitrag hinterfragt den Begriff Überlieferung und sensibilisiert dafür, dass in der (jüngeren) Vergagenheit mitunter ganz unterschiedliche Kriterien angelegt wurden, was als Schatz für die Liturgie zu bewahren wäre. Die Überlegungen führen in eine große Offenheit der Bestimmungen: Denn zu pflegen ist letztlich alles Kostbare, auch wenn es gerade eben entstanden ist oder erst entstehen wird.
Prof. Dr. Peter Planyavsky
ist ist ein österreichischer Kirchenmusiker und Komponist; er wirkte als Professor für Orgel, Improvisation und Liturgisches Orgelspiel an der Wiener Musikhochschule und war Leiter der Abteilung Kirchenmusik. Er widmet sich der kirchenmusikalischen Basisarbeit und schreibt Beiträge in Fachzeitschriften.
Judith Hahn/Stephan Winter
Kirche als performatives Ereignis
Ritual- und normtheoretische Überlegungen im Anschluss an die Liturgiekonstitution
Abstract: H|D 77 (2023) 190–210
Kirche ist Ritualgemeinschaft. Sie realisiert sich durch Liturgien. Die amtliche Kontrolle liturgischer Ordnungen ist daher nachvollziehbar – und ambivalent. Ein Schlüssel zur Weiterentwicklung von Liturgien könnte im kontrollierten Konventionsbruch zu suchen sein, der liminale Freiräume eröffnet.
Prof. Dr. Judith Hahn
ist Inhaberin des Lehrstuhls für Kirchenrecht an der Universität Bonn.
Prof. Dr. Stephan Winter
ist Inhaber des Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft an der Universität Tübingen.
Marius Linnenborn
Gemeinsam stark für die Liturgie
Die notwendige Zusammenarbeit im deutschen Sprachraum
Abstract: H|D 77 (2023) 185–189
Der dem langjährigen Leiter des Österreichischen Liturgischen Instituts, P. Winfried Bachler OSB, gewidmete Beitrag skizziert den Ursprung der Liturgischen Institute im deutschen Sprachraum und ihre Bedeutung für die Rezeption der liturgischen Erneuerung nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil: Auf keinem anderen Gebiet der Kirche gibt es eine solche institutionalisierte Zusammenarbeit wie sie für die Liturgie notwendig und im deutschen Sprachgebiet gut etabliert ist.
Dr. Marius Linnenborn
ist Priester des Bistums Essen und Leiter des Deutschen Liturgischen Instituts in Trier sowie Sekretär der Ständigen Kommission für die Herausgabe der gemein-samen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet.
Andreas Redtenbacher
Eine Weiterentwicklung?
Zum Liturgieverständnis 60 Jahre nach dem Konzil
Dieser Beitrag ist P. Winfried Bachler OSB anlässlich seiner Emeritierung als Leiter des Österreichischen Liturgischen Instuituts gewidmet.
Der Beitrag skizziert 60 Jahre nach dem Konzil in 13 Schlaglichtern Zugewinne, Vertiefungen und Weiterentwicklungen in Liturgie und Liturgiewissenschaft – angestoßen durch innerkirchliche Auseinandersetzungen, gesellschaftliche Entwicklungen und Impulse aus dem Dialog mit Kultur- und Humanwissenschaften.
Univ.-Prof. Dr. Andreas Redtenbacher CanReg.
ist Direktor des Pius-Parsch-Instituts, Inhaber des Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft an der Vinzenz Pallotti University in Vallendar und Mitglied im Redaktionsteam von Heiliger Dienst.