Die Frage nach Ge- und Verboten in der liturgischen Ordnung wird heute manchmal aus Unsicherheit und persönlicher Sorge, oft auch interessegeleitet als Vorwurf und Schlag-Wort gestellt. Der Beitrag will im Hinblick auf die Qualität von Gottesdiensten die Kategorie der Erlaubtheit in der heutigen pastoralen Realität verorten, sie historisch knapp eruieren, systematisch ins Gesamt der Liturgietheologie des Zweiten Vatikanischen Konzils einordnen und als Willkürschutz und Recht der Gläubigen zur Ausbildung einer umfassenden „ars celebrandi“ aller Gottesdienstfeiernden ermutigen.
Dr. Stefan Rau
ist Dozent für liturgische Bildung im Bistum Münster und Kooperator in Emsdetten.
Ingrid Fischer
Zwischenruf: Was ist „gültige“
Materie für die Eucharistie?
Bei seinem Abschiedsmahl nahm Jesus Brot, dankte, brach es und reichte es seinen Jüngern … ebenso den Kelch mit den Worten: „Esst alle davon, trinkt alle daraus. Dies tut zu meinem Gedächtnis“. So schlicht der Auftrag, so diffizil die Wirkungsgeschichte und spätere Praxis in den christlichen Kirchen...
Was aber wäre tatsächlich verloren, was bewahrt, was gewonnen, würde das Mirakel einer „Wandlung“ lebensfremder Elemente durch die Erfahrung von Lebensrelevanz ersetzt, dürften Feiernde überall in der Welt ihre Gaben und darin wahrhaftig sich selbst zur ,Wandlung‘ vor Gott bringen? Weil ihnen „das“ zum Himmel auf Erden wird, was sie auch sonst im Alltag teilen und genießen, was sie nährt und erfrischt und worin sich ihr Leben als Kirche – „Leib Christi“ – realisiert?
Mag. DDr. Ingrid Fischer
arbeitet als Programmleiterin bei den Wiener Theologischen Kursen, AKADEMIE am DOM. Seit 2014 ist die Liturgiewissenschaftlerin Mitglied in der Redaktion von Heiliger Dienst.
Oliver Achilles
Eine Schere im Kopf?
Zum Umgang mit dem Alten Testament in der Liturgie
Der Beitrag will Bewusstsein schaffen, wie problematisch die Auslassung einzelner Verse bis hin zu ganzen Versgruppen und Abschnitten in den Schriftperikopen der liturgischen Leseordnungen und im Stundenbuch ist, ganz zu schweigen vom Umgang mit den Psalmen in der Mess- und Stundenliturgie. Anhand von Beispielen wird deutlich, dass Texte – vor
allem des Alten Testaments – dadurch in ihrer ursprünglichen Aussage-absicht verfälscht, Rollenbilder einengend beschnitten und der Zugang zum Verständnis von Texten verstellt wird. Am Schluss steht das Plädoyer, aufklärend zu wirken und in der persönlichen Praxis Kürzungen nicht hinzunehmen.
Mag. Oliver Achilles
arbeitete gut 20 Jahre in der Pfarrpastoral und lehrt seit 2008 als wissenschaftlicher Assistent bei den THEOLOGISCHEN KURSEN in Wien Altes und Neues Testament.
Martin M. Lintner
Wo sind Verbote im liturgischen Kontext wichtig und sinnvoll?
In der Liturgie wird die Zuwendung Gottes zu den Menschen vergegen-wärtigt und auf leibhaftige Weise zum Ausdruck gebracht, um den ganzen Menschen als Leib-Seele-Einheit anzusprechen und einzubeziehen sowie der leibhaftigen Zuwendung Jesu zu den Menschen seiner Zeit gerecht zu werden. Damit die Feiergestalt ihrem Inhalt angemessen entsprechen kann und die Gläubigen vor körperlichen wie psychischen Grenzverletzungen geschützt werden, die die Erfahrbarkeit der liebenden Zuwendung Gottes pervertieren würden, muss Liturgie ein safe space sein und bedarf in diesem Sinne der verbindlichen Regeln und überprüfbaren Richtlinien.
Prof. Dr. Martin M. Lintner OSM
ist Priester im Servitenorden und seit 2009 Professor für Moraltheologie und Spirituelle Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen in Südtirol.
Verbote im liturgischen Bereich liegen in verschiedenen Formen vor. Vom strengen Verbot bis hin zu Handlungen, die lediglich nicht erlaubt sind. Bei Verstößen können teilweise Kirchenstrafen drohen, die wiederum Verbote nach sich ziehen. Ziel der Verbote ist immer der Schutz der Sakramente, der Glaubensgemeinschaft und des Heils der Seelen.
Univ.-Prof. Dr. theol., Lic. iur. can. Sabine Konrad
ist Leiterin des Fachbereichs Kirchenrecht am Institut für Praktische Theologie an der Universität Innsbruck.
Andrea Riedl
Verbote der Kirchengeschichte – Kirche als binnenpluraler Raum
Verbote und Einschränkungen, die auf den mittelalterlichen Konzilien formuliert und zum Teil mehrfach wiederholt wurden, werden in diesem Beitrag als Kristallisationspunkte der Vielfalt kirchlicher Reaktionen und Antworten verstanden. Die Pluralität an Zugangsweisen und die Frage, wer Kirche ist, stehen im Mittelpunkt.
Prof. Dr. Andrea Riedl
vertritt den Lehrstuhl für Mittlere und Neue Kirchengeschichte an der Fakultät für Katholische Theologie der Universität Regensburg.
Frank Walz
Aus der Praxis: Ostermontag 2025 im Hohen Dom zu Salzburg
Der Beitrag dokumentiert eine Ökumenische Feier im Dom zu Salzburg am Ostermontag 2025.
Ass.-Prof. Dr. Frank WALZ
ist Liturgiewissenschaftler an der Kath.-Theol. Fakultät der Universität Salzburg, Mitglied der Redaktion von Heiliger Dienst und wirkt als Diakon in der Erzdiözese Salzburg.